Wenn Fahnenflucht jemals ein weichgespültes gute Laune Album herausbringt, wissen wir,
dass wir es als Gesellschaft geschafft haben. Wir haben unsere Probleme überwunden,
Rassismus zerstört, Kapitalismus besiegt und alle werden gleich behandelt. Solange das
nicht passiert ist, hält uns Fahnenflucht auch weiterhin wütend den Spiegel vor und serviert
uns Zeitgeistdestillate in mittlerweile 7 Studioalben.
Seit ihrem Debütalbum im Jahr 2000 geht die Band dahin, wo es weh tut. Aktuell gehen da
Thomas (Gesang), Mole (Gitarre), Kai (Gitarre), Dennis (Bass) und Jan (Schlagzeug) mit. Den
Ursprung haben die Band und viele der Mitglieder am Niederrhein. Doch statt schnoddrigen
Dorfpunk gab es bei Fahnenflucht schon immer Politpunk, der laut und weit übers ganze
Land hinweg zu hören ist.
Es gibt keinen einzigen Grund bei Antifaschismus leise zu sein. Und solange braucht es
eben eine Band wie Fahnenflucht mit ihrem kompromisslosen, intelligenten Punkrock, der
nicht nur die Ohren am Puls der Zeit hat, sondern auch beide Fäuste.
Das ist konstruktive, wohldurchdachte und konsequente System-, Politik-, Kapitalismus-
und Gesellschaftskritik ganz ohne moralischen Zeigefinger, dafür immer mit Hand und Fuß.
Das ist keine Antihaltung aus Punk-Dogmen heraus. Fahnenflucht sind gegen
Schubladendenken und passen selbst in keine. Sie schlagen genau da ein, wo sie
gebraucht werden: topaktuell, relevant und punktgenau.
Dafür sorgen kluge Texte, verpackt in aggressiven Gesang, nach vorne getrieben von
melodischen Gitarren-Riffs und einem energischen Schlagzeug. Der Sound schlägt dabei
gerne mal in Richtung Hardcore aus, ohne jemals an Klarheit zu verlieren. Die Jungs
wissen, was sie wie zu sagen haben und schaffen es, in ihrer unverkennbaren Handschrift
sogar in ruhigeren, experimentellen Liedern eine verdammt laute Botschaft zu
transportieren.
Der globale Krisenmodus ist nicht erst seit gestern zum Dauerzustand geworden. Die
Hoffnungen, die großen Probleme unserer Gesellschaft zu lösen, werden kleiner und
solange wird es auch kein fröhlich-unbeschwertes Fahnenflucht-Album geben können.